Maren Heyne
Von Stonehenge zu Steelhenge

Eine für London geplante Austellung (1977 in der Galerie Annely Juda Fine Art) brachte Friederich Werthmann auf die Idee, im Lande des Stonehenge einen Steelhenge zu schaffen, eine Assemblage ähnlicher Objekte, die mit Hilfe von Dynamit geformt wurden.
Stonehenge ist 3.000 Jahre alt und hat ca. 1.000 Tonnen Masse, Steelhenge ist inzwischen 25 Jahre alt und zeigt Spuren von 1.000 Tonnen Energie.
Alle Stelen des Steelhenge sind zuerst von innen geformt, ihr Inhalt um ein Vielfaches vergrössert. Jede Form und jede Fläche ist bombiert, einige von aussen nach innen geschossen – ein aktuelles, spirituelles Parallelogramm – konstruktive Formgebung mit einem Mittel, das eigentlich zur Zerstörung benutzt wird.
Mit Dynamit (der Name soll hier für alle verwendeten Sprengstoffarten stehen), experimentiert man sich ein. Hierbei helfen erfahrene Sprengmeister. Die Erfahrung wird grösser, die Ladung kann gezielt und richtig dosiert werden. Das Risiko wird erfreulich gross. Risiko und Spannung gehen bis an den Rand des Möglichen. Gewaltsame Ausdehnung hinterlässt ihre Spuren. Gewalt gegen eine anmassende Umhüllung. Der Stahl wird geformt, oder, wenn die Sprengladung übermässig ist, zerrissen. Auch das ist hin und wieder gewünscht, der „Zu-Fall“ wird weiterverarbeitet. Ein Objekt wird akzeptiert oder verworfen, ein wichtiger Moment künstlerischer Entscheidung.

In: Fehlemann, Sabine (Hrsg.)
Friederich Werthmann Skulpturen - Werkverzeichnis 1957 - 2002
bearbeitet von Marern Heyne und Hartmut Witte
Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2003