Stahl. Poesie. Dynamik
Friederich Werthmann zum 90. Geburtstag
Der 1927 in Barmen geborene Friederich Werthmann gehört zu den bedeutendsten abstrakten Bildhauern der deutschen Kunst nach 1945. Sein Entschluss künstlerisch zu arbeiten fällt 1948. In Wuppertal absolviert er zur beruflichen Absicherung zunächst eine Maurerlehre, die er 1950 mit der Gesellenprüfung abschloß.
Es entstehen erste abstrakte Skulpturen aus Holz und Stein im Stile von Arp und Brancusi - ohne deren Arbeiten allerdings zu kennen. Sein plastisches Werk entwickelte sich dann in der Zeit des Informel, er wird Mitglied der Gruppe 53, der Avantgarde der Kunst des rheinischen Westens, die über die Region hinaus wegweisend wurde und die deutsche Kunstszene der Moderne nachhaltig prägte. Mitglieder der Gruppe 53 waren u.a. der früh verstorbene Peter Brüning, Winfred Gaul, Gerhard Hoehme, Otto Piene - und Friederich Werthmann als einer der ganz wenigen Bildhauer.
Werthmann ist in der neu entstehenden Kunstszene der 50er Jahre bald fest verankert und stellt ausser in der Gruppe 53 auch in den neuen Avantgarde-Galerien aus - u.a. in der Wuppertaler Galerie Parnass, die die wesentlichen Vertreter des deutschen Informel vertritt. Eröffnet und begleitet werden deren Präsentationen von namhaften Kunstkritikern und -theoretikern.
Ab 1957 fertigt Friederich Werthmann seine Skulpturen auschliesslich aus Stahl und ndet mit ihnen schnell Anerkennung in Ausstellungen und Ankäufen. Ab 1958 erhält er auch erste öffentliche Aufträge, so die grossen "Trigone" in Krefeld (WVZ 29), Waldbröhl (WVZ 54) und Gerresheim (WVZ 53) und die "Ballaung Brehm" (WVZ 32) in Düsseldorf. Überhaupt sind es die Skulpturen im öffentlichen Raum, die Werthmanns Arbeit neben den zahlreichen Ausstellungen überregional bekannt machen.
Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören neben den o.g. die "Hommage à Philipp Reis" (1963) in Göttingen, die "Hommage à Mercator" (1963-65) in Duisburg, der Kugelbrunnen" (1964) in Düsseldorf, der "Discobol" (1968) in Emmerich, das Doppelrelief "Trapasso" (1971) in Bonn, das "Endadiadioin" (1972) an der Universität Düsseldorf, das "Diabolo" (1972/73) in Stuttgart, der "Europa Brunnen" (1972) in Bocholt, der "Werther Brunnen" (1978) in Wuppertal und der "Doppellopp" (2001) in Kaiserswerth.
Werther Brunnen
Friederich Werthmann Ausstellung zum 90. Geburtstag
Das Werk Friederich Werthmanns wurde bereits in zwei Ausstellungen im Märkischen Museum Witten vorgestellt. Die erste 2006 / 2007 galt den Frühen Arbeiten mit Skulpturen, Zeichnungen und Radierungen aus den Jahren 1958-1962. In einer zweiten Ausstellung anlässlich des 80. Geburtstages Friederich Werthmanns wurde das grafische Gesamtwerk und dessen gedrucktes Werkverzeichnis präsentiert. Verbunden war diese Ausstellung mit einer grosszügigen Schenkung von Radierungen und Pyrogrammen durch Friederich Werthmann an das Museum.
Vom 15. September bis in den Januar des nächsten Jahres hinein werden nun einige Räume der ständigen Sammlung des Museums umgestaltet mit Werken von Friederich Werthmann und mit Arbeiten von einigen seiner Künstlerkollegen. Das Aussergewöhnliche: Werthmann ist selbst Kurator dieser Ausstellung.
Nach den vor zehn Jahren gezeigten Frühen Arbeiten wurden für diese aktuelle Ausstellung Skulpturen der Jahre 1973 bis 1990 ausgewählt. Ergänzt werden die plastischen Arbeiten durch Tuschezeichnungen aus den Jahren 2011 bis 2016. Im Zentrum der Präsentation stehen Beispiele aus der Werkgruppe der mit Dynamit geformten Edelstahl-Skulpturen, darunter der 22teilige "Kreuzweg"von 1982 und die "Steelhenge" von 1975 mit ihren zwei bis drei Meter hohen Stelen.
Kreuzweg 1982, Remanit dynamisiert 250 x 500 x 500 cm
Zum Konzept der Ausstellung gehören auch Werke von Zeitgenossen, von Künstlerkollegen. Die Auswahl der Künstler grüdnet sich nicht in konzeptionellen Zusammenhängen oder künstlerischen Übereinstimmungen, sondern ausgewählt wurde nach freundschaftlichen Bindungen, gep von gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Die gezeigten Arbeiten von Gerhard Hoehme, Peter Brüning, Karl Otto Götz, Winfred Gaul und Otto Piene zeugen allerdings neben der persönlichen gleichwohl von einer künstlerischen Nähe.
Karl Otto Götz: Nova III, 1984, Mischtechnik auf Leinwand 174 x 144 cm
Auch wenn er keine direkten Schüler hatte und 1962 einen Lehrauftrag an der Kasseler Akademie nach kurzer Zeit abbrach, so blieb die Persönlichkeit Friederich Werthmanns und sein künstlerisches Werk nicht ohne Einfluss auf jüngere Kollegen. Als solcher wird in der Ausstellung der 1963 geborene Ulrich Hassenpflug mit einer aktuellen Stahlskulptur vorgestellt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
PM 2017
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