Hartmut Witte
Künstlerleben in Kaiserswerth


1956 zog der junge Bildhauer Friederich Werthmann von Barmen nach Kaiserswerth, wo er sich zunächst in der Friedrich von Spee Straße in einer alte Scheune seine Werkstatt und eine kleine Wohnung einrichtete.
1958 entdeckte er an der Alten Landstrasse das Ehemalige Landgericht Kreuzberg. Das 1709 erbaute Gebäude befand sich in einem verwahrlosten und durch mehrere Parteien verwohntem Zustand. In den Folgejahren konnte er Haus und Grundstück von einer Erbengemeinschaft erwerben - nicht zuletzt durch den erstmals ausgeschriebenen Kunstpreis der Jugend 1959, der mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Mark verbunden war.
Nach und nach restaurierte Werthmann das Gebäude mit seinem barocken Treppenhaus und seinen schönen Kölner Decken - als gelernter Maurer sorgfältig und meist eigenhändig. Das alte Gerichtgebäude wurde zum Wohnhaus, die ehemalige Einsegungshalle aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts aufgelösten Friedhofs Kreuzberg wurde zum Atelier des Bildhauers.
1963 heiratete Friederich die junge Fotografin Maren Heyne, die sich im Haus ihr Fotolabor einrichtete. Für beide wurde das Ehemalige Landgericht bis heute zum Arbeits- und Lebensmittelpunkt - und ein lebendiger Treffpunkt für Kollegen und Freunde aus allen Bereichen der Kunst und Kultur.
1966 schrieben Dieter Hülsmanns und Fridolin Reske in ihren „Ateliergesprächen“:
„Die romantische Vorstellung vom irdischen Lebensweg des Künstlers wird unbarmherzig entrümpelt, wenn man die hohen, hellen Räume des 1709 erbauten ehemaligen Amtsgerichts von Kaiserswerth betritt, in denen heute der Bildhauer Friederich Werthmann lebt. Kein standesgemäßes Hungertuch, kein vie de boheme, sondern unkonventionelles Leben zwischen alten Möbeln und modernen Bildern und Plastiken, eher das Heim eines Kunstsammlers denn eines Künstlers. Diese Art der Enttäuschung hat schon renommierten Kritikern zu boshaften Bemerkungen Anlaß gegeben.“
- wie Künstler sonst so leben kann man sehr schön im Buch „Kunstlerzeit“ mit den Fotos von Maren Heyne sehen..

Die Ausstellung im Museum Kaiserswerth öffnet ein kleines Fenster auf das Werk der Künstler - von Maren Heyne werden Beispiele aus ihrem Themenkomplex „Fenster und Fenster-Objekte“ gezeigt - passend mit Motiven aus Kaiserswerth als Hinweis auf die Verbundenheit mit dem Wohn- und Lebensort der Werthmanns.
Von Friederich Werthmann werden einige Arbeiten gezeigt aus seiner wohl spektakulärsten Werkphase, den mit der Kraft des Dynamits geformten Skulpturen aus Edelstahl. Sein Oeuvre umfasst über 800 Werknummern, darunter finden sich viele Skulpturen und Brunnen im öffentlichen Raum, von denen mit dem „Doppellopp“ auch eine Arbeit in Kaiserswerth an der Niederrheinstrasse zu sehen ist.
Thema dieser Ausstellung ist das Leben dieser beiden bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten in ihrem Baudenkmal an der Alten Landstraße in Kaiserswerth.
In den 80er Jahren wurde das Haus in die Denkmal-Liste der Stadt Düsseldorf eingetragen. 2013 auch das weitläufige Gelände als Skulpturengarten - inklusive einer ganzen Reihe von Skulpturen Friederich Werthmanns. Das historische Bauwerk und das Gelände mit der modernen Kunst wurde so zu einer Einheit - ein Glücksfall für Kunst. und Denkmalpflege.
Zum Erhalt dieses Ortes gründeten Maren Heyne und Friederich Werthmann 2006 die Werthmann-Heyne-Stiftung als Treuhandstiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Diese Stiftung war zunächst errichtet worden um das Denkmal zu erhalten und seine Zukunft zu sichern. Die 12 Jahre seit der Stiftungsgründung war eine kreative Zeit, in der verschiedene Nutzungskonzepte überlegt und auch wieder verworfen wurden. Ein lebendiger Prozess also, in dem die Werthmanns ihren Stifterwillen formulieren konnten, den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit ihren Möglichkeiten als Leitlinie für die künftige Nutzung aufnehmen kann - sicherlich ein Glücksfall für das Weiterleben eines Denkmals.
Im vergangenen Jahr - zum 90. Geburtstag Werthmanns - wurde der gesamte Grundbesitz der Stiftung übertragen - inklusive der Werke des Bildhauers und des Oeuvres seiner Frau, der Fotografin Maren Heyne. Unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sollen künftig Gelände und Sammlung erhalten und als lebendiger Ort für Kunst und Kultur entwickelt werden.
Kaiserswerth wird damit künftig einen einmaligen Ort beherbergen, der Historie und Gegenwart in idealer Form verbindet - belebt durch Ausstellungen und Veranstaltungen.

Eröffnungs-Ansprache zur Ausstellung im Museum Kaiserswerth am 8. Juni 2018