Friederich Werthmann, der Mann, der Himmel und Erde kitzelte

Ein Nachruf auf den Bildhauer und Kosmos-Beschwörer Friederich Werthmann, der im Alter von 90 Jahren in Düsseldorf-Kaiserswerth starb


Von Claudia Posca

Himmel und Erde gehören zusammen, kaum jemand wusste das besser als der Bildhauer Friederich Werthmann, dem der Kosmos in seiner ursprünglichen Bedeutung als (Welt-)Ordnung, als Glanz und Schmuck im Leben wie in der Kunst bedeutsam war. "Horizontenteiler", wie Nadeln im Wind, hat er geschaffen, um den Himmel zu kitzeln. Oder "Pinökel", die zehn Meter hoch hinaus wollen, um das Unten mit dem Oben zu verbinden.

Jetzt ist Friederich Werthmann 90-jährig in Düsseldorf gestorben. Die gerade eröffnete Ausstellung im Museum Kaiserswerth hat er noch bis zuletzt mitgeplant. In der Werthmann-Heyne-Stiftung lebt seine Kunst zusammen mit der Fotografie seiner Frau Maren Heyne weiter.


Mit dem 1927 in Barmen Geborenen, der zunächst Maurer lernte, aber früh schon die Leidenschaft fürs Kunst-Machen entdeckte, der ein passionierter Segler und großer Italienfreund war, ist ein Pionier der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts gegangen. Mit Dynamit hat Friederich Werthmann Skulpturtraditionen weggesprengt, hat "Dyna-Pakete" aus Remanit gepackt und das eigentlich Unmögliche" in die Bildhauerei geholt: informelle Formen. Zahlreiche Groflskulpturen aus Stahl für den öffentlichen Raum sind entstanden - das Duisburger Wahrzeichen "Hommage an Mercator" etwa oder der "Kugelbrunnen" in der Düsseldorfer Innenstadt. Andere Werke stehen in Dublin, Amsterdam, London.

"Federico", wie Freunde den großen schlanken Mann mit dem neugierigen Blick, den großen Händen und der warmen Offenherzigkeit nannten, liebte Musik, den Zufall und die Metamorphose. Mit Sprachwitz und Humor fand er verblüffend erzählerische Titel: "Siebenschläufer", "Preller", "Schachpatt". Den aus seinem Atelier stammenden Variationen einer Stimmgabel für den Ehrenpreis des Klavier-Festivals Ruhr gab Friederich Werthmann den Namen "Diapason". Gemeint hat Friederich Werthmann immer die Harmonie des Widersprüchlichen: die Einheit in der Vielfalt als Kosmos auf Erden.

Foto: Hartmut Witte